KIKI KOGELNIK

 

1935 in Bleiburg geboren, besuchte Kiki Kogelnik von 1955 bis 1958 die Akademie der Bildenden Künste in Wien (Studium der Malerei bei Albert Paris Gütersloh und Herbert Boeckl). Nach mehrmonatigen Aufenthalten in London und Paris, wo sie auch Sam Francis kennen lernte, folgte 1960 ihre erste Reise nach New York. Dort ergaben sich Kontakte zu Pop-Art-Künstlern, u.a. zu Andy Warhol, Tom Wesselman und Roy Lichtenstein. Diese haben ihre künstlerische Entwicklung, ihre Experimentierfreude und zeitkritische Weltsicht, von Beginn an geprägt. Ihr Glaubensbekenntnis: "Kunst kommt von künstlich" formulierte sie in jenen Jahren. Sie verarbeitete es in einer ironischen, meist distanzierten Bildsprache. Was Kiki Kogelnik auszeichnete, konstatierte Wesselman 1997, ein Jahr nach ihrem Tod: "She was not Pop, she was strictly Kiki". 

 

Zur Frage ihrer stilistischen Einordnung hat die Künstlerin erwidert: "Die US-Pop-Künstler haben mich nie als eine der ihren gesehen, vielleicht war ich die einzige Pop-Art-Künstlerin Österreichs". In den frühen Werken taucht der menschliche Körper als liegende Silhouette auf und wirkt entindividualisiert. Kiki verwendet dazu lebensgroße Schablonen aus Packpapier. Mit dem Entstehen der Werkgruppe der Hangings (1967 - 1971) lösen sich Elemente aus der Zweidimensionalität des Bildes um in den Raum überzutreten - ein Kunstgriff, der für Kogelniks gesamtes Schaffen grundlegend werden soll - Schatten, leere Häute aus leuchtenden, farbintensiven Vinylfolien werden auf Bügeln, Kleiderständern installiert. Hier wie auch in den Malereien der 70er Jahre im Stil von Modezeichnungen mit ihrer theatralischen, eingefrorenen Gestik und Mimik erscheinen die Gesichter, analog zur Körper-Schablone als Maske mit stereotypen Zügen (Womens Liberation Serie). Ab den 80er Jahren erhalten diese Kopfabstraktionen in den Bildern dreidimensionale Züge, werden mit Mund, Augen, Ohren erweitert. Unabdingbar, hier Kikis "angewandte" Seite ins Spiel zu bringen (Kiki: Die Skulptur hat mich immer schon interessiert). Um 1974 entstehen Köpfe und Masken aus Pappmachè und Keramik, 1994/96 entstehen die Serien "Venetian Heads", "Little Heads" und "Balloon Heads" aus Glas, 1996 "Ohrenmenschen" aus Bronze.

 

Zu den "Venetian Heads" (1994 - 1996)  ein Projekt der Galerie Walker in Kooperation mit der Werkstätte Berengo/Murano

 

Die Werkgruppe der Glasarbeiten (1994: Venetian Heads, 1996: Balloon Heads) entsteht auf Anregung von Judith Walker. (Auf der Kunstmesse Arte Fiera 1994 in Bologna, auf welcher die Galeristin Keramikobjekte von Kiki Kogelnik ausstellt, regt der Besitzer einer Glasmanufaktur in Murano deren Umsetzung in Glas an).

Die Künstlerin ist zunächst skeptisch, beginnt aber dennoch im Mai 1994 in Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Maestro Danilo die ersten Köpfe zu schaffen, zunächst mit großen Schwierigkeiten, galt es doch die skizzierten Entwürfe und die handwerklichen Möglichkeiten der Glasherstellung in Einklang zu bringen. Dennoch nach der Umsetzung der ersten Entwürfe ist die Künstlerin sofort begeistert über die formale und farbliche Bandbreite des bisher für sie fremden Werkstoffs. (K.K.: als ob man die Köpfe aus dem Wasser der Lagunen geformt hätte) Unter Verwendung verschiedener Techniken (Millefioriglas, mit Silber- und Goldpartikeln durchsetztes Glas, eingeschlossene Luftblasen) entstehen die maskenartigen Köpfe, die zum Großteil durch ihre Flächigkeit auf eine frontale Ansicht hin konzipiert sind. Charakteristisch sind die über der Stirn aufragenden Zacken, die die Haare symbolisieren, und die entweder applizierten oder ausgeschnittenen Augen sowie der Mund.

 

Die Weiterentwicklung der "Venetian Heads", die meist aus einem flachen Glasstück gezogen wurden, sind die "Balloon Heads" (vollplastisch). Die Sockelfrage wurde organischer gelöst: entweder wird der Sockel integriert, ist Bestandteil des Kopfes selbst, oder eine Vase bzw. eine Art Pokal dient als "Fuß" für die aufgesetzte "Vase". Die Farbskala beschränkt sich vorwiegend auf Weiß-, Blau- und Grüntöne. Es wurde weniger mit Kontrasten experimentiert, sondern ein Ton charakterisiert die gesamte Skulptur. Der spirituelle und gelöste Charakter dieser Werke zeigt sich auch in Titeln wie "Spirit Head" oder "Celestial Head" und "Unicorn". Gegen die Form, die ausfranst und ihre Konturen durchbricht, wird die Form gesetzt, die sich nach außen abschließt und in sich ruht.

 

Ein Querschnitt aller Köpfe sind seit 1996 im Schloss Ebenau / Rosental (das Dachgeschoß wurde über die Jahre eigens für die Werke von Kiki Kogelnik adaptiert) zu sehen. Eine schräggestellte Rampe mit integrierten Lichtsockeln ermöglicht eine übersichtliche Präsentation und sie veranschaulicht vor allem die vielen Facetten des Materials, das Kogelnik drei Jahre vor ihrem Tod für sich entdeckte.