Die Künstlerin (geb. 1954 in Salzburg) lebt und arbeitet in Wien.
Von 1972-1976 Studium an der Höheren Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt Wien, Meisterklasse Emil Toman (Diplom). Bis 1985 folgten die Akademien der Bildenden Künste in Venedig (Emilio Vedova) und Wien (Max Weiler, Arnulf Rainer) und ein Arbeitsstipendium in Rom 1982/83.
Nach Aufenthalten in Köln 1989-2000 und in Venedig von 1999-2004 befindet sich das Atelier von Irene Andessner seit 2004 in Wien.
In ihrem Kölner Atelier malt sie ab 1989 bis 1995 hauptsächlich Selbstporträts – ohne Maske, ohne Rolle.
Ab Mitte der 1990er Jahre tritt die Selbstinszenierung mit Rollenspiel an die Stelle des gemalten Selbstporträts – gefilmt auf VHS und fotografiert auf Polaroid-Film, der als Unikatbildmedium der Malerei am Nächsten kommt. Es entstehen „Nachbilder“ von künstlerischen Vorbildern wie Sofonisba Anguissola bis Frida Kahlo, später auch von angehimmelten oder vergessenen historischen, mythischen und fiktiven Frauen wie Marienfiguren, Forscherinnen, Schauspielerinnen, Musen und Mätressen.
Neben dem Malerei-Œuvre besteht Andessners Werk bis heute aus rund 160 gefilmten und fotografischen Selbst- und Rollenporträts sowie ca. 20 Gruppenbildern. Einige dieser Produktionen entstehen in Museen im Rahmen von Performances und Tableaux vivants.
In Permanenz zu sehen ist ein solches Tableau vivant im MMKK (Museum Moderne Kunst Kärnten) „Das letzte Abendmahl“.
Im Vorfeld der Ausstellung „GOLDENES ZEITALTER. Holländische Gruppenporträts aus dem Amsterdams Historisch Museum“ inszeniert Irene Andessner unter dem Titel „Art Protectors“ im Kunsthistorischen Museum ein zweiteiliges Tableau vivant nach dem Vorbild der Regentenbilder der Haarlemer Schule, es sind vants und Fotografien nach Regentenporträts von Jan de Bray aus dem Jahre 1667.
Im Jahr 2017 zeigt das Teutloff Museum (Bielefeld, D) unter dem Titel „Cyberface REN“ eine Videoinstallation der Künstlerin:
„Cyberface REN entstand bereits vor fast 20 Jahren und war die Vorwegnahme einer Zukunft, die mit „Industrie 4.0“, der vierten Stufe der industriellen Revolution, in der Gegenwart angekommen ist. Cyberphysische Systeme sind mittlerweile in der Lage, eigenständige Entscheidungen zu treffen und Aufgaben möglichst autonom zu erledigen. Was wiederum belegt, wie früh Irene Andessner, als eine der ersten Künstlerinnen, die Zeichen der Zeit erkannt und in ihrem künstlerischen Werk reflektiert hat. Diese Arbeit wurde von TEUTLOFF bereits 1999 auf dem Art Forum Berlin vorgestellt und ist heute aktueller denn je. Die Künstlerin wird zur Probandin einer reproduzierbaren, manipulierbaren Spezies, aus-gestattet mit den Algorithmen einer künstlichen Intelligenz.
Mit den Befehlen „COPY“, „IGNORE“, „ERROR“ und „RESET“ behält sie die Kontrolle über die Manipulation, Replikation und Eliminierung ihres Selbstportraits.“ Sabine Weichel, Kuratorin der Ausstellung
"Irene Andessner ist eine wertvolle Zeugin unserer heutigen, im Wandel begriffenen Epoche. Mit Hilfe eines Filmteams macht sie aus sich selbst eine andere Person, eine Selbstprojektion. Sie liefert nicht eine Interpretation von Agnesina Morosini, Äbtissin von San Zaccaria, oder Caterina Cornaro, der Königin von Zypern, sondern wird selbst zu diesen Figuren. Das fotografische Selbstbildnis gibt ihrer Weiblichkeit eine Form. Mittels einer sorgfältigen historischen Rekonstruktion und einem genauen Studium der biographischen Daten der darzustellenden Frauen legt sich Irene Andessner die Mittel zurecht, die es ihr ermöglichen, sich in die Frauen zu verwandeln, sie nach vielen Jahrhunderten nochmals nachzubilden." Stefano Stipitivich
Im Frühling 2021 waren Fotografien aus der Serie der Donne Illustri, die 2003 zur Biennale di Venezia den „Saal der berühmten Männer“ im Caffé Florian am Markusplatz in den „Saal der berühmten Frauen“ verwandelten, im Rahmen der Ausstellung VENEDIG AUF REISEN... im Schloss Ebenau im Rosental zu sehen.
2023 bespielt die Künstlerin in einem ortsbezogenen Kunstkonzept die Künstlerstadt Gmünd. Im Zuge der MERIAN Ausstellung 2022 in der Stadtturmgalerie hat Irene Andessner die Künstlerstadt Gmünd erstmals kennen und dann schätzen gelernt. Gerne hat sie das Angebot angenommen, in Gmünd 2023 eine Ausstellung in der Galerie Gmünd durchzuführen. In der Hauptausstellung sind Fotografien, Leuchtkästen und Videofilme zu sehen. Zugleich ist es ihr bei ihren Ausstellungen und Projekten aber auch sehr wichtig, stets ortsbezogen zu arbeiten und die Umgebung mit einzubeziehen. So entstand die Idee des ANDESSNER WALKs in Gmünd. Zusätzlich zu den ausgestellten Arbeiten in der Galerie Gmünd sind an mehreren Wochenenden ausgewählte Filme und Videos im Kulturkino Gmünd NONSTOP zu sehen. An verschiedenen privaten und öffentlichen Orten der Stadt werden Werke der Fotografin, die zum jeweiligen Ambiente passen, auffällig oder auch unauffällig platziert und ermöglichen dem kulturinteressierten Publikum so eine neue Sichtweise auf die kleine Stadt.