Hans Staudacher (geb. 1923 in St. Urban am Ossiacher See, gest. 2021 in Wien) beginnt sehr früh als Autodidakt mit Zeichnungen, Landschaftsaquarellen und Porträts. Im Jahr 1950 übersiedelt er nach Wien und beschäftigt sich mit den Arbeiten von Alfred Kubin, Egon Schiele und Gustav Klimt. Staudacher tritt der Wiener Secession bei und nimmt an deren Ausstellungen teil. Frühe grau-schwarze kleinformatige Arbeiten werden in Wien bald von größeren farbigen Gemälden abgelöst, in denen die individuelle Zeichensprache des Informel erkennbar ist. 1951 entstehen erste tachistische Kunstharzbilder. Während seiner zahlreichen Parisaufenthalte 1954–62 setzt sich Staudacher intensiv mit dem Werk von George Mathieu und dem "Lettrismus", der Verbindung von Bild und Schrift, auseinander. 1956 vertritt Staudacher Österreich mit acht Bildern auf der 28. Biennale in Venedig. 1976 wird Hans Staudacher der Professoren-Titel verliehen. Unter seinen zahlreichen Auszeichnungen sind u. a. der Hauptpreis der Biennale Tokio 1965, der Kulturpreis des Landes Kärnten 1989 sowie das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien im Jahr 2004. Staudacher lebt seit 1950 in Wien, wo er kurz nach seinem 98. Geburtstag verstirbt.
In Hans Staudachers Werk sind Spontaneität und Gestik die eigentlichen Kräfte. Er nimmt seine Umgebung auf, verbalisiert und schildert, fasst seine Bilder in Sätze und notiert sie in Ausrufungszeichen. Alles ist Aktion – im rhythmischen, nervösen Trommeln von Farbspritzern und in mit aggressiver Gestik hingeworfenen Linien und Pinselspuren entsteht, in einem Akt der Befreiung, eine neue Wirklichkeit. Dabei bleibt nichts Unausgesprochenes zurück, sondern es kommt zu einer direkten politischen, gesellschaftlichen, erfahrungsgebundenen und autobiografischen Aufforderung. Ureigene Emotionen werden umgesetzt und im Grenzbereich des Gesicherten trägt er Neues hinein, was ihn damit zu einem großen, die Menschen, Rassen, Religionen und Kontinente umarmenden Avantgardisten macht.