DEBORAH SENGL

 

Geboren 1974 in Wien, studiert Deborah Sengl ab 1992 an der Universität für angewandte Kunst Wien (Meisterklasse Mario Terzic, Abteilung für visuelle Mediengestaltung) und absolviert 1995 ein Gastsemester an der Kunsthochschule Berlin/Weißensee (Modeabteilung). 1997 macht sie ihren Diplomabschluss (Meisterklasse C.L. Attersee, Abteilung Bildende Kunst). Von 2011 bis 2013 hat sie einen Lehrauftrag am Mozarteum Salzburg im Fach Textile Gestaltung inne. 

 

Einzelausstellungen (kleine Auswahl):  2023 Fragmente, Bahoe Art House, Wien (A); Trouble in Paradise, Forum Kunst Millstatt (A) 2022 Escape Poverty!, MuseumsQuartier Wien (A); SenCity, Audioversum, Innsbruck (A) 2021 Deborah Sengl & Eliot the SUPER, Munich Art Gallery, München (D); Coro(h)na, Bahoe Art House, Wien (A) 2019 Die letzten Tage der Menschheit, Buch Wien (A); Escape! Museumsquartier Wien (A) 2018 Minimundus, Kunstraum Walker, Klagenfurt (A); Schleier-Haft, Forum Kunst contemporary, Millstatt (A), 2017 Broken Soldiers, Galerie Deschler, Berlin (D), 2015 Home Story, Galerie Deschler, Berlin (D), 2014 Die letzten Tage der Menschheit, Sammlung Essl, Klosterneuburg (A), 2013 Via Dolorosa, Galerie Deschler, Berlin (D), 2011 Selig sind die Unwissenden, SOART, Millstättersee (A); His-Story, Kunstraum Walker, Klagenfurt (A), 2008 Von Schafen und Wölfen, Burgkapelle, Museum Moderner Kunst Kärnten (A).

 

Unter dem Titel 'Minimundus' hat Deborah Sengl eine 17-teilige Serie von Bildern geschaffen, die in Setzkastenform Denkmäler, Wahrzeichen und prägnante Örtlichkeiten von Klagenfurt auf neuartig verwandelte Weise darstellen. Anlass für diese Serie ist das 500-Jahr-Jubiläum der Stadt Klagenfurt und sie stellt zu anderen Ausstellungen und Kunstprojekten in diesem Jahr, die Klagenfurt in einem kritischen Licht beleuchten, eine skurril-ironische Ergänzung dar. Mit viel schwarzem Humor nimmt die Künstlerin, basierend auf umfassenden Recherchen, die in Wahrzeichen gegossene Geschichte der Stadt unter die Lupe und hinterlegt diese mit feinsinniger Kritik. Es sind sowohl die Vergnügungskultur wie auch die gesellschaftlichen Umstände und die Politik in Klagenfurt, welche die Künstlerin durch Formen des Umwandelns, Ergänzens und Täuschens mit viel Witz hinterfragt – gern vergessene Tatsachen oder alternative Sichtweisen der Dinge werden in origineller Bildhaftigkeit ans Licht gebracht.

 

So erhält der Pyramidenkogel ein Dirndlkleid und seine weiblichen Grundformen werden enttarnt, zugleich wird die neue Form der erotisch-fröhlichen Trachtenkultur aufs Korn genommen. Das Wörtherseemandl hingegen überschwemmt die Stadt mit Stroh-Rum und das Wörtherseestadion mit seiner langen problematischen Geschichte wird zur Käsnudel, als Zeichen einer Gesinnung, die das finanzielle Debakel und den radikalen Umbau des Ortsbildes beim genüsslichen Verzehr des kultigen Leibgerichts mitverspeist. Der Lindwurm wird seiner ursprünglichen Natur gerecht und zeigt sich nicht als beschauliches Denkmal sondern als knochenfressendes Untier. Hannes Jagerhofer, als segnender Kaiser auf einem Reliquienteller dargestellt, hält als Reichsapfel einen Beach-Volleyball, und ein streitkräftiges Wickingerboot mit dem mehr gaukelnden als fliegenden Lindwurm auf seinem Banner, durchkreuzt den Lendkanal – ein humorvolles Zeichen für die langjährigen Versuche zu dessen Beschiffung und Nutzung. Ebenso sehen wir das Maria-Theresien-Denkmal unter einer Kerze dahinschmelzen – gerne wird vergessen, dass die erste Skulptur aus Hartblei von Balthasar Moll 1870 weichen musste – angeblich wegen Schäden. Die Mollstatue wurde zerschlagen und das Blei während des russisch-türkischen Krieges zu Kanonenkugeln eingeschmolzen. Das Areal des Neuner-Hauses als Teil einer alteingesessenen

Leder- und Schuhfabrik wird vom groß angelegten Modetempel City-Arkaden gefressen und auch Kaiser Maximilian I. kommt nach seiner Umwandlung nicht gut weg: Er trägt Haiders Konterfei und schenkt nicht Klagenfurt den Landständen, sondern überreicht in seinem Gabbrief die Hypo-Alpe Adria. Auf der Sternwarte erblickt man fasziniert das Sternbild 'Lindwurm' und Bernhard von Spanheim am

Dr. Arthur-Lemisch-Platz wird zum ultimativen 'hero' der Geschichte Klagenfurts: He-Man, zentraler Charakter der Action-Figuren-Serie 'Masters of the Universe' und Protagonist zahlreicher Comic-Serien.

In diesen und vielen weiteren Bildern erzählt Deborah Sengl Klagenfurt neu und zeigt mit großem künstlerischen Können eine gelungene Auseinandersetzung mit ortsrelevanten Themen, denen sie, auch (oder gerade) als Nicht-Kärntnerin, mit Witz auf den Grund geht. 

Sonja Traar